Manche legendäre Marken sind heute nur noch Erinnerung 

In diesem Artikel geht es nicht um Franchise, sondern um Marken, die einst bekannt waren, manche noch kennen und heute verschwunden sind. Es geht dabei auch um Beispiele dafür, wie Marken gerettet worden sind. Es zeigt sich dabei, ob Firmenpleite oder Firmenrettung, es kommt immer auf die Entscheidungen von Menschen an, die auf der Kommandobrücke stehen. 

Fraglich bleibt, ob der Untergang von Borgward von Carl Friedrich Wilhelm Borgward verursacht wurde, oder von Konkurrenten geschickt eingefädelt worden ist.  Dazu in unserem Artikel weiter unten mehr. 

Horten - als die Aluminiumkacheln bröckeln

Sicher kennen viele Leser noch Horten. Als Helmut Horten Mitte der 60er-Jahre heiratete, kaufte er seiner Frau in Antwerpen den Blauen Wittelsbacher, der mit über 31 Karat auch heute noch als einer der teuersten Fancy-Diamanten der Welt gilt. Horten war großzügig und konnte sich solche Großzügigkeiten auch leisten, denn im Deutschland der Nachkriegszeit stieg Helmut Horten zum erfolgreichen Warenhaus King und Milliardär auf. Seine Kaufhäuser in den Innenstädten von Großstädten wurden durch charakteristische Fassaden mit prestigeträchtigen Aluminiumkacheln unverwechselbar. Bis Ende 1969 blieb Helmut Horten unbeschränkter Machthaber über seine Kaufhaushausgruppe mit zahlreichen Horten-, Merkur- und Defaka-Häusern, die in Glanzzeiten einen Jahresumsatz weit über als zwei Milliarden D-Mark erzielten. Es entstand der Wille, richtig Kasse zu machen. Helmut Horten wandelte seine GmbH in eine Aktiengesellschaft. Mit der Deutschen Bank und der Commerzbank kamen Großaktionäre an Bord. Insgesamt erlöste Helmut Horten dadurch ca. 900 Millionen D-Mark. Dem deutschen Abzocker-Fiskus machte Helmut Horten eine lange Nase und ließ sich in der Schweizer Gemeinde Croglio im wunderschönen Tessin nieder. Leider starb Helmut Horten am 30. November 1987 im Alter von 78 Jahren. Die Warenhauskette überlebt Helmut Horten nicht lange. Der kluge Visionär fehlte halt auf der Kommandobrücke. Nach einer Odyssee von Pleiten Pech und Pannen gingen die Warenhäuser an Kaufhof und Kaufring. Der Name Horten verschwand damit aus allen Innenstädten auf Nimmerwiedersehen.

Borgward – heute immer noch ein Mythos

Die Automobilmarke Borgward steht bei Freunden historischer Automobile auch über ein halbes Jahrhundert nach dem fraglichen Zusammenbruch des Herstellers immer hoch im Kurs. Borgward bleibt ein Mythos. Das Mittelklasse-Modell Isabella mit dem schnittigen Coupe war in den 1950er-Jahren ein echter Bestseller, nicht nur in Deutschland. In den 1960er Jahren spielte das Modell P 100 auf gleicher Ebene wie die Nobelmarke Mercedes und dem damaligen Wettbewerber Opel Kapitän. Die Automarke Borgward stand für Autos mit elegantem Design, und die Marke ist bis heute eng verbunden mit den Jahren des Deutschen Wirtschaftswunders. Hinter der Marke stand Carl Friedrich Wilhelm Borgward Jahrgang 1890. Mit seinen Nutzfahrzeugen, insbesondere kleinen LKW,  verdiente Borgward schon vor dem Zweiten Weltkrieg genug Geld, um im Bremer Stadtteil Sebaldsbrück eine hochmoderne Automobilfabrik bauen zu können. In größter Not überschrieb Borgward im 1961 der Stadt Bremen seine Anteile am Unternehmen. Der Automobilkonzern überlebte nur ein halbes Jahr. Im September 1961 geriet die Firmengruppe in den Konkurs. Es war der Niedergang eines Wirtschaftswunder-Unternehmens, ein fragwürdiger Konkurs. Der Bremer Senat beruft den Münchener Wirtschaftsprüfer Johannes Semler zum Vorsitzenden des Aufsichtsrates. Für die Verschwörungstheoretiker unter den Borgward-Fans ein gefundenes Fressen, denn Semler hat den gleichen Job auch bei BMW in München, damals ebenfalls ein Sanierungsfall kurz vor der Firmenpleite. Geht es nach den Borgward-Fans, hatte Semler nie vor, die Konkurrenzfirma auf ein solides Fundament zu stellen. Carl Friedrich Wilhelm Borgward überlebt den Verlust seines Unternehmens nicht lange, er stirbt am 28. Juli 1963. Bremen verliert einen Arbeitgeber mit mehr als 20.000 Arbeitsplätzen – und die bereits politisch verdummten Bürger der jungen Bundesrepublik den naiven Glauben, dass ein Aufschwung unendlich lange dauern kann.

Saba – finanzielle Mittel fehlten

Es war sicherlich kein guter Dienstagvormittag im Frühling des Jahres 2007, als die Geschichte der stolzen Marke der deutschen Unterhaltungselektronik unwürdig zu Ende ging. Die letzten Reste der Schwarzwälder Apparate-Bau-Anstalt - Saba - wurden auf einen Sattelschlepper geladen und nach Ungarn gefahren. Für das einstige Familienunternehmen fiel der letzte Vorhang. Es begann mit Radioapparaten, die Unternehmer Hermann Schwer 1923 in Triberg im schönen Schwarzwald zu bauen begann. In den folgenden Jahren überraschte der Familienbetrieb mit Neuheiten auf dem globalen Markt wie einem Radiogerät mit automatischem Sendersuchlauf und automatischer Feinabstimmung für einen klaren Empfang. Nach dem Zweiten Weltkrieg stellte Saba unter für die Post den legendären Tischfernsprecher W 46, sowie Kühlschränke und hochwertige Stereo-Musik-Anlagen. Unter der Leitung von Hermann Brunner-Schwer stieg Saba ganz hoch zu den renommiertesten TV-Herstellern auf. Reich an technischen Innovationen, aber arm an Eigenkapital, das musste Saba schließlich den Garaus werden. Mit dem US-Konzern GTE wurde ein starker Partner gewonnen, doch schon bald kam es zum Zerwürfnis und zu boshaften Intrigen. Der US-Mutterkonzern verlor schnell die Geduld und verkaufte das Unternehmen an die chinesische TCL-Gruppe. Was folgte, war die geplante Ausplünderung und der scheibchenweise Niedergang.

Commodore – nicht das Auto-Modell von Opel, sondern ein Computer

Er war kein Unternehmer, der gern über Verantwortung und Nachhaltigkeit philosophierte. Jack Tramiel war das Gegenteil, ein ruppiger Haudegen, der sich ständig im Krieg mit allen Konkurrenten sah. Und der gern mal seinen Mitbewerbern vor den Kopf haute. Dem damaligen Apple-Chef Steve Jobs etwa gab er den Rat, seine Macintosh-Rechner in Schönheitssalons zu verkaufen. Aber Jack Tramiel war ein Revolutionär, der den Computer-Markt mit seinem Unternehmen Commodore aufmischte und demokratisierte. Für die heute 55-Jährigen sind Commodore-Computer die klassischen Geräte ihrer Jugendzeit. Und deshalb ist dieser Markenname auch viele Jahre nach der Insolvenz des Unternehmens immer noch Kult. For the masses, not the classes wollte Tramiel Computer bauen. Er setzte auf das Massengeschäft und brachte mit dem Personal Electronic Transactor einen Computer zum Kaufpreis unter 3000 D-Mark auf den Markt. Vielen noch in bester Erinnerung sind die Amiga-Computer von Commodore. 1983 war Commodore Umsatz-Milliardär. Ab 1984 hatte Commodore Feuer in der Scheune. Chefentwickler Chuck Peddle, der eigentliche Vater des PET, warf im Streit alles hin. Später verließ auch Jack Tramiel das von ihm gegründete Unternehmen und kaufte den Computerhersteller Atari. Bei Commodore, schon zu Tramiels Zeiten immer etwas knapp bei Kasse, kam es nun zu einem totalen Systemabsturz nach dem anderen. Konzeptionslos ließ sich das Management in fragwürdige, gefährliche Abenteuer ein. Auf diese Weise wurde viel Geld verbrannt. Am 29. April 1994 beantragte Commodore International die Liquidation. Die Marke Amiga aber hat bis heute einen guten Klang. Und gesuchte Modelle, wie etwa der C64, erzielen auf Auktionen auch heute noch hohe Preise.

Junghans – die Rettung kam in der letzten Sekunde

Die Uhr für den einst größten weltweiten Uhrenhersteller der Welt war am 29. August 2008 abgelaufen. Denn das Traditionsunternehmen Junghans musste Insolvenz anmelden. Für einige war die Nachricht nur ein weiteres Indiz für die schlechte Verfassung des deutschen Mittelstands. Denn Junghans galt in den 50er-Jahren als führender Chronometer Produzent und stellte die offizielle Zeitmessung der Olympischen Sommerspiele in München. In seiner Blütezeit beschäftigte der berühmte Uhrenhersteller über 3000 Mitarbeiter. Die Insolvenz kam aber nicht überraschend. Der Schwarzwälder Hersteller brillierte schon in den Jahren davor nicht durch eine Überzeugende und wurde am Ende noch in den Strudel der Insolvenz seiner Muttergesellschaft EganaGoldpfeil gerissen. Eine der bekanntesten deutschen Uhrenmarken schien endgültig vom Markt zu verschwinden. Doch dann sollte der gute Ritter aus der Nachbarschaft kommen. Wenige Monate nach der Insolvenz von Junghans übernahm Anfang 2009 der ebenfalls in Schramberg tätige Unternehmer Hans-Joachim Steim den schlingernden Betrieb. Mit drei Produktlinien und Modellen, die auch anspruchsvolle Uhrenthusiasten begeisterten, gelang dem angeschlagenen Unternehmen ein fulminantes Comeback. Die Renaissance von Junghans begann in dem Moment, als aus der Konzernmarke wieder ein Familienunternehmen wurde. Somit ist Junghans ein Beispiel dafür, wie ein angeschlagenes Unternehmen aus der Krise geführt werden kann. Es kommt immer auf den Steuermann am Ruder an. Auch Märklin wurde zu einem Beispiel dafür, wie ein krankes Unternehmen durch kluge Entscheidungen auf die Erfolgsspur zurückgeführt wurde.

Märklin – die Signale gingen wieder auf freie Fahrt

Ein altes Foto aus dem Jahr 1964 zeigt den kleinen Michael, wie er vor Freude strahlend und überglücklich vor seiner Märklin-Eisenbahnanlage steht. Vielleicht war es diese früh gewachsene Leidenschaft für Modelleisenbahnen, die am Ende die Traditionsmarke Märklin vor dem Aus rettete. Denn aus dem kleinen Michael war inzwischen Michael Sieber geworden, der Chef des fränkischen Spielzeugkonzerns Simba Dickie Group, die schließlich das Göppinger Traditionsunternehmen Märklin übernahm und rettete. Damit endete eine wechselvolle, dazu unglückliche Episode der Märklin-Geschichte. Das im Jahr 1859 von Theodor Friedrich Wilhelm Märklin gegründete Unternehmen, dessen Produkte bei Kindern, dem Kind im Mann ebenso wie bei solventen Sammlern äußerst begehrt sind, geriet 2006 in die Fänge von Investoren, die das Unternehmen geradewegs in die Pleite steuerten. Dabei erschien die Zukunft doch rosig, als der Investor Kingsbridge Capital als Mehrheits- und Goldman Sachs als Minderheitsgesellschafter Märklin übernahm. So wurden Startsets für Kinder angeboten, ein Flagship-Store in Moskau eröffnet und die Kosten gesenkt, indem man fortan Bauteile in Ungarn und China fertigen ließ. Dafür flossen nun fürstliche Beraterhonorare und satte Gehälter auf manche Bankkonten. Unter anderem deshalb gab es schließlich Arbeit für Insolvenzverwalter Michael Pluta. Anfang 2009, ausgerechnet zum 150-jährigen Jubiläum, drehten die Banken den Geldhahn zu und Märklin musste Insolvenzantrag bei Gericht stellen. Dass die Marke überlebte, ist nicht nur dem Märklin-Enthusiasten Michael Sieber, sondern auch dem Insolvenzverwalter zu verdanken, der das Unternehmen durch kluge Entscheidungen konsequent auf die Erfolgsspur zurückführte. Schon 2009 schrieb Märklin bei einem Umsatz von 111 Millionen Euro erstmals seit fünf Jahren wieder ein positives Ergebnis vor Zinsen und Steuern. 

Unser Fazit:

Wenn man insolvente Unternehmer fragt, hört man viele verschiedene Schuldige. Die bösen Kunden, die bösen Lieferanten, die bösen Mitarbeiter, die böse Bank, fiese Steuergesetze sind nur ein paar Highlights aus der Hitliste. Immer wieder gerne genannt auch der böse Steuerberater, der ja mal was hätte sagen müssen. Die traurige Wahrheit hingegen: Jeder Insolvenz sind unternehmerische Fehler vorausgegangen. Schuld hat immer, der in den Unternehmen das Sagen hat. In Konzernen können diese Fehler auch im Team gemacht worden sein. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um ein Franchiseunternehmen handelt. In jedem Unternehmen müssen die Zeichen der Zeit beachtet und richtige Entscheidungen in der Chefetage getroffen werden.  Hätte Kapitän Smith die richtigen Entscheidungen befohlen, wäre die Titanic nicht mit dem Eisberg kollidiert.

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